Einsatzberichte

Rede zum 10-jährigen Jubiläum der Swiss Medical Teams mit dem Kitete Regional Referral Hospital, Tabora, Tansania

von André Kind, Projektleiter Tansania der SMT (aus dem Englischen übersetzt und gekürzt)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde

Wir sind heute hier, um das 10-jährige Jubiläum unserer Zusammenarbeit zu feiern.

Wir das sind die Swiss Medical Teams (SMT) und das Kite Regional Referral Hospital in Tabora.

Eigentlich sind die Schweiz und Tansania geographisch gesehen sehr weit voneinander entfernt. Ich glaube aber, dass wir in den letzten 10 Jahren zumindest gefühlt viel näher zusammengerückt sind.

Wer sind wir? Die Swiss Medical Teams -zuvor als Swiss Surgical Teams bekannt - sind eine schweizerische Nichtregierungsorganisation, die unabhängig und nicht Profit orientiert arbeitet. Unsere Ziele sind eine Verbesserung der medizinischen Versorgung in sich entwickelnden Ländern durch Langzeitprojekten vor allem durch die Ausbildung und Fortbildung von medizinischem Personal. 

Wie hat alles vor 10 Jahren begonnen?

2015 wurden die SMT von Hernia International angefragt, ob sie das Kitete Hospital für eine Zusammenarbeit evaluieren würden. Im März 2015 war dann das erste Team aus der Schweiz bestehend aus Chirurgen, Anästhesisten und Op-Schwestern hier am Spital. Die Tatsache, dass wir unser 10-jähriges Jubiläum feiern, heisst dass die Evaluation positiv verlaufen ist. Beim ersten Besuch wurde das Team angefragt, ob auch Fachpersonal aus der Gynäkologie und Geburtshilfe mit unterstützen könnte. Und beim nächsten Einsatz im Oktober 2015 war ich dann als Gynäkologe und Geburtshelfer das erste Mal hier in Tabora…

Von März 2016 bis März 2018 sind wir zweimal pro Jahr in großen Teams bestehend aus Chirurgen, Anästhesisten, Gynäkologen und Hebammen, Pflegenden und Medizintechnikern nach Tabora gekommen. Seit 2018 fokussieren wir uns aus verschiedenen Gründen auf die Zusammenarbeit in den Bereichen Geburtshilfe, Anästhesie in der Geburtshilfe und Medizintechnik. ..

Seit 2018 haben wir noch einen dritten Partner in unserer Zusammenarbeit: Das Universitätsspital Basel. Das Universitätsspital Basel hat 3 Schwerpunkt Krankenhäuser in Afrika: das Kitete Spital hier, das St Francis Regional Referral Hospital in Ifakara, Tansania und das Edna Adan Hospital in Somaliland. Alle 3 Projekte haben als Schwerpunkt gegenseitiges Lehren -und Lernen, so dass dies mit den Zielen der SMT bestens übereinstimmt…

Was haben wir bisher getan?

Wir haben viele theoretische Fortbildungen durchgeführt, aber auch immer versucht die Themen anschliessend direkt in die Praxis des Klinikalltags zu überführen. So haben wir z.B. in der Geburtshilfe die Vakuumextraktion und neue Kaiserschnitttechniken eingeführt…

Seit 2016 bieten wir geburtshilfliche Simulation-Trainings an, die aus Theorie und Praxis bestehen.

Von Anfang an waren wir auch mit unserer Medizintechnik vor Ort… und sie sind weiterhin fester Bestandteil bei jedem Besuch.

Wir haben Facharztausbildungen finanziert… Es freut mich besonders, dass Dr Nathan Warioba und Dr Sande Ramiya, deren Facharztausbildung in Gynäkologie und Geburtshilfe wir beide finanziert haben weiterhin am Spital sind und die Leitung der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe innehaben…

Wir versuchen unsere Kolleginnen und Kollegen in der Welt zu vernetzen, innerhalb von Tansania, aber auch international und so konnten wir… bisher 4 Hebammen aus Tabora zu einem mehrwöchigen Besuch an unseren schweizerischen Spitälern einladen. 

Als wir 2015 hier ankamen, gab es sehr wenig von Allem. Insbesondere Verbrauchsmaterial war ein grosses Problem und wir sind jeweils mit riesigen Gepäckmengen hier angereist. Wir haben auch Container mit Material aus der Schweiz gesendet z.B. mit Spitalbetten. Die enorme Entwicklung Tansanias erkennt man auch daran, dass heute sehr Vieles da ist, von dem man vor 10 Jahre nur träumen konnte…

Das Kitete Regional Referral Hospital und die Swiss Medical Teams: Wir hatten eine florierende Zusammenarbeit, aus der wir plötzlich herausgerissen worden sind durch den Beginn der Covid 19 Epidemie. Von einem Tag auf den anderen waren die Grenzen geschlossen und alle geplanten Aktivitäten, Flüge, Programme mussten von heute auf morgen gestoppt werden. Uns blieb aus der Schweiz nichts anderes übrig, als die wenige Schutzausrüstung, die auf dem Weltmarkt zu bekommen war, ans Kitete Spital zu senden und abzuwarten. Covid 19 hatte verheerende Auswirkungen, auch in Tansania. Dafür gab es verschiedene Gründe, aber ein sehr wichtiger, war dass Schutzmaterialien wie Masken und auch der Impfstoff von den reichen Ländern aufgekauft wurden und für die Armen nichts übrigblieb…

Im Jahr 2022 haben wir mit unserem geburtshilflichen Simulationskursen hier in Tabora wieder gestartet und inzwischen 4 von diesen Kursen erfolgreich durchgeführt. Wir haben ebenfalls wieder mit unseren Kursen in der geburtshilflichen Anästhesie begonnen, sowie neu mit Gebärmutterhalskrebs Screening Kursen, welche wir in Ifakara durchführen, bei denen aber jeweils auch das Team aus Tabora als Trainer dabei ist…

Was bringt die Zukunft?

Wir glauben und hoffen, dass unsere gemeinsame Zukunft weiterhin fruchtbar sein wird. Die internationale Zusammenarbeit ist gerade in der jetzigen Zeit so wichtig wie selten zuvor. Es werden überall Gelder gestrichen. Wenn wir ehrlich sind ist dies nicht nur in den USA der Fall, sondern auch in Europa und ja auch in der Schweiz. Deshalb sind wir unseren Geldgebenden so dankbar, dass sie uns so treu zur Seite stehen…

In den letzten 10 Jahren haben wir hier sehr viele Menschen kennengelernt. Mit vielen verbindet uns eine enge und vertrauensvolle Beziehung, manche sind gute Freunde geworden. Projekte werden immer von Menschen getragen und deshalb möchte ich jetzt auf unser Jubiläum anstossen, aber vor allem auf uns alle als Menschen. Danke für Zusammenarbeit, Danke für Euer Vertrauen…