Einsatzberichte

Hausarztmedizin, Qubodiyon/Qurgonteppa, April/Mai 2025

Es gibt sie – die junge Generation engagierter Hausärztinnen und Hausärzte in Tadschikistan! Diese erfreuliche Entwicklung konnten wir bei unserer diesjährigen Frühlingsreise hautnah miterleben. Der Generationenwechsel ist spürbar im Gange, und genau hier liegt eine grosse Chance: Die jungen Ärztinnen und Ärzte zeigen sich offen für neue Ideen, motiviert zu lernen – und unser Mentoring stösst auf echtes Interesse.

Dank unserer langjährigen Erfahrung konnten wir gemeinsam mit ihnen klinische Untersuchungstechniken üben, Selbstvertrauen stärken und ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem unterstreichen. Natürlich bleiben Herausforderungen bestehen, wie etwa die sehr starren medizinischen Protokolle, die den Handlungsspielraum einschränken. Umso ermutigender ist es, dass die jüngere Generation beginnt, diese kritisch zu hinterfragen. Wir haben sie bestärkt, eigene Meinungen zu entwickeln – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen und selbstbewussten ärztlichen Haltung.

Nach wie vor besteht grosser Bedarf an medizinischen Materialien, geeigneten Untersuchungsgeräten und hygienischen Standards. Gleichzeitig war es sehr erfreulich, dass wir unsere Expertise in ein neues Fortbildungsprogramm zu Typ-2-Diabetes einbringen durften. Auch in Gesprächen mit Gesundheitsbehörden konnten wir konstruktive Vorschläge und positive Impulse weitergeben – ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems.

Besonders bewegend waren auch in diesem Jahr wieder die persönlichen Begegnungen mit Hausärztinnen, Hausärzten und ihren Patientinnen und Patienten in der Peripherie. Da war zum Beispiel Dr. Mahmad, 63 Jahre alt, der sich vorgenommen hat, seine Patienten künftig klarer über harmlose Zufallsbefunde zu informieren – um ihnen unnötige Ängste zu nehmen und Vertrauen zu stärken. Es hat ihn tief beeindruckt, wie viel eine verständliche und empathische Aufklärung bewirken kann. Wenn er diese Haltung in seiner Arbeit umsetzt, ist das ein grosser Gewinn – für ihn, seine Patientinnen und Patienten und auch für uns.

Und dann war da noch der kleine Yusuf, der mit nur 29 Wochen zur Welt kam, weil seine Mutter schwer krank war. Mit nur 1400 Gramm wurde er aus dem Spital entlassen – in die liebevolle Obhut seiner Grossmutter. Zum Glück gibt es einen engagierten Hausarzt, der ihn begleitet. Wir wünschen Yusuf von Herzen alles Gute. Ob wir ihn wohl eines Tages wiedersehen?

Margot Enz Kuhn – Marc Müller – Michael Steinbrecher