Kinderchirurgie, Dushanbe, Mai 2025

Salam aleikum – wellcome back – so werden wir im Korpus No. 9 im Karabolo von der grossen Tajikischen kinderchirurgischen Familie begrüsst, als wären wir erst gestern weggegangen.

Der medizinischen Versorgung der Kinder wird in Tajikistan grösste Bedeutung beigemessen und entsprechend stolz sind wir darauf, dass wir unseren Beitrag dazu leisten dürfen.

Der erste Tag ist geprägt von Visiten, Patientenkonsultationen, Indikationsstellungen zu Operationen und anschliessender Festlegung der Operationsprogramme. 

Kinderurologisch wird Andreas Dietl bei seinem letzten (leider!) Einsatz unterstützt von Caroline Kuijper, einer sehr erfahrenen Kinderurologin aus Amsterdam. Ein erstes Ziel wird erreicht, indem die beiden ihren tajikischen Kolleg*innen die notwendigen Zweitoperationen bei Hypospadiekorrekturen assistieren. Es zeigt sich dabei erfreulicherweise, dass die «Hypospadie-Korrekturen» künftig ohne SMT-Unterstützung ganz in die Hände der lokalen Urolog*innen gelegt werden können. Diese sollen ihrerseits ihr Wissen an weitere Kolleg*innen weitergeben. Ein zweiter Fokus liegt auf der Durchführung von Zystoskopien – diagnostisch und wo möglich auch therapeutisch. In diesem Bereich ist Unterstützung und Hilfestellung seitens SMT noch immer vonnöten – das Mitbringen eines Resektoskopes zur Schlitzung von Klappen in der Harnröhre ist für einen nächsten Einsatz angedacht. Zentral wichtig ist der Austausch mit der Chefin der Urologie zur Festlegung der künftigen Stossrichtung des urologischen Projektes.

Kindervizeralchirurgisch macht Dan Aronson wie schon immer einen Spagat zwischen zwei Abteilungen. Da ist auf der einen Seite die neonatale Chirurgie, wo sämtliche Kinder unter einem Jahr mit allen chirurgischen Problemen behandelt werden, und auf der anderen Seite die Abteilung Thorax-Abdominalchirurgie mit Patienten über einem Jahr.  Bedingt durch die ausschliesslich altersbedingte Trennung führen Chirurgen bei Patienten mit anorektalen Fehlbildungen Erstoperationen aus, meist ohne Komplikationen zu sehen, da diese erst später auftreten, und Chirurgen behandeln Komplikationen ohne Kenntnis der Erstoperation. Umso zentraler ist die erfolgreiche Implementierung eines colorectalen Teams, welches interdisziplinär gerade diese Patientengruppe betreut. Als grosses Highlight erlebt Dan Aronson, wie der Chef der neonatalen Chirurgie (einst sein Schüler) seinerseits seinen Jungchirurgen sein Wissen weitergibt und ihnen einfachere Eingriffe assistiert. Das ist nachhaltiger Knowhow-Transfer! Das gezielte Training von Jungchirurgen ist auch Fokus auf der Thorax-Abdominalchirurgie. Zudem wird die strukturierte OP-Planung unter Einbezug aller Disziplinen erneut forciert.

In ganz Tajikistan gibt es keine Möglichkeit, Morbus Hirschsprung pathologisch zu diagnostizieren. Dieses seit langem brennende Thema wird von Dan Aronson erfolgreich angegangen. Er induziert verschiedene Meetings und gewinnt das Interesse eines lokalen Pathologen sowie die Unterstützung des Spitaldirektors und des Gesundheitsministeriums.

Ein befreundeter Kinderpathologe aus Liverpool sagt seine Unterstützung in der Weiterbildung der lokalen Pathologen zu. Ein weiterer Meilenstein zu qualitativ verbesserter Versorgung der Kinder!

Wadood Mehran und Brigitte Fritschi unterstützen die OP-Pflegenden tatkräftig und erreichen die erfolgreiche Implementierung von «one set for one surgery» mindestens für gezielte urologische Eingriffe. Dank Wadood’s Sprachkenntnissen kann er die verantwortliche Pflegende für die Zystoskopien perfekt instruieren. Grosse Beachtung schenken wir seitens OP-Pflege der perioperativen Betreuung der Patienten und instruieren Lagerung und Wärmemanagement. Im erneuten Austausch mit der Hygienekommission werden die nationalen Guidelines zur Infektionsprävention und -kontrolle diskutiert und das Problem der Kaltsterilisation mit Formalin angesprochen. Es wird uns versprochen, dass diese bis Oktober 2025 «ausgerottet» werde im ganzen Karabolo – eine Herzensangelegenheit, seit wir hier sind! Zur Wiederaufbereitung der Instrumente stehen neue Produkte zur Verfügung – wir bitten die Hygienekommission, dazu entsprechende Standards auszuarbeiten und flächendeckend zu verteilen.

Vielen Dank an das ganze Team – wir kommen wieder und machen weiter!

 

Dr. Andreas Dietl, Kinderurologe

Dr. Caroline Kuijper, Kinderurologin

Em. Prof. Dan Aronson, Kinderchirurg

Wadood Mehran, OP-Pflege

Brigitte Fritschi, OP-Pflege, Team-Leader